Ein Stein gegen das Vergessen.

Denkmal auf dem neuen jüdischen Friedhof in Bremen eingeweiht

Von Mathias Sonnenberg 07.11.2016

Bremen.
Es ist noch keine 11 Uhr und die Einweihungsfeier hat noch längst nicht begonnen, da werden schon zusätzliche Stühle aus den Nebenräumen in die Kapelle getragen. „Mit so vielen Besuchern haben wir nicht gerechnet“, sagt Liviu Cornea als Sicherheitsbeauftragter der Jüdischen Gemeinde in Bremen und schaut auf die vielen Menschen, die in die Kapelle strömen.
Knapp 200 Besucher hören später die Worte von Oberrabbiner Shlomo Moshe Amar, der aus einem ganz besonderen Anlass von Jerusalem nach Bremen gereist ist: Die Einweihung eines Denkmals zu Ehren der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus.

pr01Einweihung des Denkmals auf dem neuen jüdischen Friedhof (v.l.):

Oberrabbiner Shlomo Moshe Amar,
Alexander Simkin (94), der als jüdischer Arzt aus Russland flüchtete,
Christian Weber und
Ricardo Stein von der Jüdischen Gemeinde Bremen. (Karsten Klama)

 

Seit 1952 steht bereits ein Mahnmal auf dem Friedhof der jüdischen Gemeinde in Hastedt. Jetzt erinnert ein zweites Denkmal auf dem neuen jüdischen Friedhof in der Beckfeldstraße an die Gräueltaten der Nationalsozialisten an jüdischen Mitbürgern. Elvira Noa, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Bremen, sagte in einer kurzen Ansprache in der Trauerkapelle: „Die Erinnerung bekommt einen Ort, einen Grabstein. Und Steine sind für die Ewigkeit.“

Unter den Besuchern waren auch Bremens Alt-Bürgermeister Henning Scherf und EU-Politikerin Helga Trüpel. Bürgerschaftspräsident Christian Weber mahnte in einem Grußwort, sich immer wieder an die Vergangenheit zu erinnern. „Antisemitismus hat es immer wieder gegeben“, sagte er, „aber nirgendwo auf der Welt mit so katastrophalen Folgen wie in Deutschland. Wir stehen in der Pflicht, alles dafür zu tun, damit sich so etwas niemals wiederholt.“ Er sei von Scham erfüllt, dass es bewaffneter Polizisten bedürfe, um jüdische Mitbürger während des Gebets zu beschützen.

Oberrabbiner Shlomo Moshe Amar dankte Weber und der Bremischen Bürgerschaft für das Engagement, dieses Denkmal zu errichten. Mit dem Blick auf die Vergangenheit erklärte er: „Wir alle sind verpflichtet, mit Worten und mit Taten aufzustehen und nicht in Gleichgültigkeit zu verharren.“ Denn die Welt sei nicht weit davon entfernt, dass sich die Geschichte wiederhole. „In Syrien, dem Irak oder Jemen sehen wir einen Völkermord.

Aber es findet sich niemand, der dort eingreift. Der Terror hat gegen unser Land begonnen und sich dann auf die ganze Welt ausgebreitet.“ Der Stein als Denkmal solle ein Zeichen des Erinnerns für alle kommenden Generationen sein. „Auch alle nicht-jüdischen Mitbürger sollen zu Mitbürgern der Freiheit werden und das Übel bekämpfen.“ Das Denkmal zeigt neben Inschriften auf Hebräisch, Russisch und Deutsch eine Hand, die den Abschied der ermordeten Juden als letzten Gruß symbolisieren soll.

Entworfen haben das Mahnmal die Bremer Elena und Rudolf Gering.